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Zeuge der alten Devesborg
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Eine Menge alter Pergamente und Urkunden in den verschiedenen Archiven
des Münsterlandes geben Aufschluß über die seit Jahrhunderten bestehen-
den Bauernerben, sie vermitteln aber auch letzte Kunde über jene
bäuerlichen Stätten und Häuser des Adels, die längst verschwunden
sind und die nur in der Erinnerung weiter leben.




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Zu den vergangenen Wohnstätten rechnen wir auch die ehemalige
Devesburg hinter dem Unland. Wir wissen, daß die Ländereien am
Unland, in früheren Zeiten Ulland genannt, dem Wilm Morrien vom
Falkenhof gehörten. Er sagt von dem früheren Torfstich: "mi
thogehorich" im Jahre 1573.




Eine der wenigen letzten Nachweise über die frühere Existenz der
alten Burg und ihrer Bewohner liefert eine Taufeintragung im
Kirchenbuch aus dem Jahr 1688.




Der Text lautet übersetzt etwa wie folgt: "An dem selben Sonntag,
1. Sonntag nach Weihnachten 1688, wurde auf der Burg Devesborch
getauft: Hermannus, Sohn, legitim, des sehr vornehmen, gestrengen
und edlen Herrn Joannis Godfridi Baron de Beveren, Herrn in Rheine-
Devesborch und Lette, Burgmann in Bentheimb. Taufpaten waren Gönner
der Klasse des Militärfondes."




Eine wechselvolle Geschichte
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Urkundlich nachweisbar ist die alte Burg seit dem Jahr 1236. In
diesem Jahre wurde sie, ähnlich wie die Sumpfburg Stovern 1230,
als Schutzburg von den Grafen von Bentheim erbaut. Ein Stephan
Hake übernahm 1282 den Falkenhof der Aebtissinnen vom Kloster
Herford. Er blieb jedoch arm und mittellos und konnte die Pacht
nicht aufbringen. Aus diesem Grunde zog er sich wieder auf die
Devesburg zurück, die nun anfing, ein gefürchtetes Raubritternest
zu werden.




Im Jahre 1400 war ein von Hake im Gefolge des von den Bischöfen
von Münster, Osnabrück und Hildesheim niedergeworfenen Raubgrafen
Nikolaus II. von Tecklenburg. Der von Hake floh darauf zu seinem
Dienstherren, dem Grafen von Bentheim. Als im Jahre 1457 die Grafen
Arnd und Bernt von Bentheim die Stadt Rheine überfielen und aus-
plünderten, war auch ein Lüdeke Hake von der Devesburg mit dabei.




Nachdem das Haken-Geschlecht mit Lüdeke Hake erloschen war, kam die
Burg an Arnt von Senden, später an Joh. von Heyden, dann an das


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Adelsgeschlecht von Bevern. 1499 wird ein Gotfridus de Beveren
"castellanus domus up der Devesborch" genannt. Im Jahre 1554
hatte der Gotfried von Bevern vier Söhne. Nach seinem Tode folgte
ihm sein Sohn Gerlach, der kinderlos starb. Nach diesem hätte
der zweite Sohn, Rotger, Herr auf dieser Sumpfburg werden müssen.




Sie war nicht standesgemäß
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Da aber dieser Rotger eine Bürgerliche zur Frau nahm, eine Styne
Beckering aus der Stadt, gingen die Bentheimischen Lehnsgüter,
die Hakesche Burg an der Hohen Lucht und die nun verschwundene
Devesburg am Unland, auf die folgenden Söhne Johan und Gottfried
II. über. Der in der Taufurkunde genannte Devesburger wird Gott-
fried III. gewesen sein.




Im Jahre 1679 verkaufte der kurpfälzische Geheimrat Siegesm. Frh.
von Beveren-Devesburg das Adelshaus an die Familie Johan Rudolf
von Beveren gt. von Twickel auf Havixbeck. Der Chef war Droste
von Rheine-Bevergern, fortlaufend von 1635 - 1802. Schon im Ver-
kaufsjahr wurde der Verfall der Burg sichtbar. Die Chronik mel-
det, daß im Jahr 1745 das adelige Haus Devesburg nebst der Hove-
saat, die am Frieden lag, an den Wirt der Gartenwirschaft "Der
Frieden", B. Vrede, verpachtet wurde.




Um 1830 wurde die alte Burg das Opfer der Spitzhacke. Die Steine
der Burg kamen nach Schloß Stovern und dienten dort dem Torbau.




Eigenhörige Höfe der Devesburg
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Die Kirchenbücher geben uns Kunde darüber, daß die Burg über 150
Jahre condutore = Verwalter einer Familie gehabt hat, und zwar
Rempen thor Devesborch. Eine Anna von Beveren ist im Jahre 1629
Taufpatin einer filia = Tochter deß Rempen thor Devesborch.




Zur Devesburg gehörten folgende eigenhörige Bauernhöfe: Alardus
Hof in Listrup, Wolterdings Erbe in Bexten, Hotger und Westermann
in Hummeldorf, Heßling in Dutum, Pohlmann in Eschendorf.

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Der Verfall der Burg bewirkte, daß schon vom Jahre 1662 an die
Eigenhörigen zu anderen Grundherren wechselten. Die beiden letzt-
genannten Bauernerben zählen zu den ältesten Höfen des Kirchspiels
Rheine. So übertrug im Jahre 1335 Graf Nicolaus von Tecklenburg
die Vogtei über das Erbe Hesseling in Dutum, sowie diejenige über
das Pohl-hues = "dat Poilli" in Eschendorf, dem Ritter Lüdike Hake
von der Devesburg.




Hesseling gehörte seit 1669 dem adeligen Stift Metelen an, und von
Pohlmann wissen wir, daß der Hof 1662 zu den Erben des bischöfli-
chen Domkapitels zählte, und im Jahre 1784 wird der Hofbesitzer
als Erbpächtiger der bischöflichen Hofkammer genannt. Die Höfe
Alardus, Wolterding, Hatger und Westermann kamen im Laufe der Jahre
zu den Besitzungen des Klosters Bentlage.