- 90 - Was war der Hakenhof ? ---------------------- Zu den ältesten Häusern unserer Stadt gehören unzweifelhaft die Burgmannshöfe, jene Besitzungen, die als Lehen vom bischöflichen Landesherrn an Angehörige des Dienstadels vergeben wurden. Wir kennen sechs Höfe der Burgmannen, welche alle innerhalb der Stadtmauern lagen. Draußen vor den Toren lagen ebenfalls einige bekannte Höfe. Sonst kommen in der Aufzeichnung unserer Wohn- stätten fast nur Häuser vor, so das "Steinerne Haus", das älteste der Stadt in der Marktstraße (heute Vosshenrich). Es gibt aber doch noch einen Hof, der den Heimatfreunden Rätsel aufgibt: der Hakenhof. Das Stadtarchiv verwahrt eine alte Urkunde, in der es auszugsweise heißt: "Jahr 1499 Oktober 29. Vor dem Richter Egbertus von Langen ver- kaufen Elisabeth des Bueren und ihr Momber, Kurt Ocke, Bürger in Rene (Rheine) ein Haus am Kirchhof gen. Hakenhof an die Stadt. Kornoten: Lubbertus von Fentehues (Venhaus), Johann Elpertink." Obwohl hier von einem Haus die Rede ist, wird jedoch im Nachsatz der Charakter des Verkaufsobjektes, der eines Hofes, ausdrücklich herausgestellt. Wer diesen Hof besessen und wo er genau gelegen hat, und wo er nachweisbar geblieben ist, ist nicht überliefert. In seinem Buch "Rheine im Wandel der Zeiten" weist Franz Kolck darauf hin, daß Ludeke Hake beim Tausch seiner Burg auf der Hohen Lucht mit Bischof Ludwig II. von Münster im Jahr 1354 das "Steinerne Haus" am Kirchhof erhielt, jenes Haus, in dem Franz Kolck den 2. Hakenhof vermutet. Hier scheinen sich Zweifel abzuzeichnen. In der Besitzerfolge beim "Steinernen Haus" wird das Adelsgeschlecht von Bueren nicht aufgeführt, somit kann auch die Elisabeth des Bueren - 91 - oder von Bueren das "Steinerne Haus" an die Stadt nicht verkauft haben. Man muß den Hof schon woanders suchen und ist dabei leider auf Vermutungen angewiesen. Es kann angenommen werden, daß dieser unbekannte Hof, unbekannt insofern, als daß Dr. A. Führer in seiner Geschichte der Stadt den Hof mit keinem Wort erwähnt, wohl nur als Wirtschaftshof mit Stallungen, Scheune und Speicher gedient haben kann und nur auf der Seite der Mühlenstraße und des Hügels gelegen haben muß, denn auf der anderen Seite des Kirchhofs, an der Markt- straße, lag am Stadttor und an der Stadtmauer das an Größe an- sehnliche "Steinerne Haus", mit allem, was dazu gehörte! (Aus dem Tauschvertrag zwischen Ludeke Hake und Bischof Ludwig II. von Münster.) Zur Verkaufsurkunde selbst wäre noch ergänzend zu erwähnen: Egber- tus von Langen war in der Zeit von 1498 bis 1530 ein geschworener Richter in Rene. Die von Bueren, die auch den Beinamen gen. de Bodyker führten, werden ebenfalls als Richter erwähnt. In der Be- zeichnung Momber sehen wir einen Vormund, Ratgeber. Ein Johann Ocke, der vielmals richterliche Urkunden unterzeichnete, vertrat im Jahre 1451 in der Münsterschen Stiftsfehde unsere Stadt, er wird in einer Urkunde aus dem Jahre 1439 "Ocke, hakende Breden" genannt. Als Kornoten bezeichnete man in alten Zeiten die Gerichtsbeisitzer und Schöffen. Die ältesten, nachweisbaren Bürger unserer Stadt gehören der Familie Hake an. Sie wird im Jahr 1282 als erste Lehnsträgerin des Falken- hofes genannt, sie war auch im Besitz der Devesburg am Unland. Einem anderen Zweig dieser Familie gehörte die Burg an der Hohen Lucht, welche, wie schon erwähnt, im Jahr 1354 in den Besitz des Bischofs von Münster überging. -.- Quelle: Die Geschichte der Stadt Rheine von Dr. Anton Führer