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                     Was war der Hakenhof ?
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Zu den ältesten Häusern unserer Stadt gehören unzweifelhaft die
Burgmannshöfe, jene Besitzungen, die als Lehen vom bischöflichen
Landesherrn an Angehörige des Dienstadels vergeben wurden.




Wir kennen sechs Höfe der Burgmannen, welche alle innerhalb der
Stadtmauern lagen. Draußen vor den Toren lagen ebenfalls einige
bekannte Höfe. Sonst kommen in der Aufzeichnung unserer Wohn-
stätten fast nur Häuser vor, so das "Steinerne Haus", das älteste
der Stadt in der Marktstraße (heute Vosshenrich). Es gibt aber
doch noch einen Hof, der den Heimatfreunden Rätsel aufgibt:
der Hakenhof.




Das Stadtarchiv verwahrt eine alte Urkunde, in der es auszugsweise
heißt:


"Jahr 1499 Oktober 29. Vor dem Richter Egbertus von Langen ver-
kaufen Elisabeth des Bueren und ihr Momber, Kurt Ocke, Bürger in
Rene (Rheine) ein Haus am Kirchhof gen. Hakenhof an die Stadt.
Kornoten: Lubbertus von Fentehues (Venhaus), Johann Elpertink."


Obwohl hier von einem Haus die Rede ist, wird jedoch im Nachsatz
der Charakter des Verkaufsobjektes, der eines Hofes, ausdrücklich
herausgestellt. Wer diesen Hof besessen und wo er genau gelegen
hat, und wo er nachweisbar geblieben ist, ist nicht überliefert.




In seinem Buch "Rheine im Wandel der Zeiten" weist Franz Kolck
darauf hin, daß Ludeke Hake beim Tausch seiner Burg auf der Hohen
Lucht mit Bischof Ludwig II. von Münster im Jahr 1354 das "Steinerne
Haus" am Kirchhof erhielt, jenes Haus, in dem Franz Kolck den 2.
Hakenhof vermutet. Hier scheinen sich Zweifel abzuzeichnen. In der
Besitzerfolge beim "Steinernen Haus" wird das Adelsgeschlecht von
Bueren nicht aufgeführt, somit kann auch die Elisabeth des Bueren
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oder von Bueren das "Steinerne Haus" an die Stadt nicht verkauft
haben. Man muß den Hof schon woanders suchen und ist dabei leider
auf Vermutungen angewiesen. Es kann angenommen werden, daß dieser
unbekannte Hof, unbekannt insofern, als daß Dr. A. Führer in seiner
Geschichte der Stadt den Hof mit keinem Wort erwähnt, wohl nur als
Wirtschaftshof mit Stallungen, Scheune und Speicher gedient haben
kann und nur auf der Seite der Mühlenstraße und des Hügels gelegen
haben muß, denn auf der anderen Seite des Kirchhofs, an der Markt-
straße, lag am Stadttor und an der Stadtmauer das an Größe an-
sehnliche "Steinerne Haus", mit allem, was dazu gehörte! (Aus dem
Tauschvertrag zwischen Ludeke Hake und Bischof Ludwig II. von
Münster.)


Zur Verkaufsurkunde selbst wäre noch ergänzend zu erwähnen: Egber-
tus von Langen war in der Zeit von 1498 bis 1530 ein geschworener
Richter in Rene. Die von Bueren, die auch den Beinamen gen. de
Bodyker führten, werden ebenfalls als Richter erwähnt. In der Be-
zeichnung Momber sehen wir einen Vormund, Ratgeber. Ein Johann Ocke,
der vielmals richterliche Urkunden unterzeichnete, vertrat im Jahre
1451 in der Münsterschen Stiftsfehde unsere Stadt, er wird in einer
Urkunde aus dem Jahre 1439 "Ocke, hakende Breden" genannt.
Als Kornoten bezeichnete man in alten Zeiten die Gerichtsbeisitzer
und Schöffen.


Die ältesten, nachweisbaren Bürger unserer Stadt gehören der Familie
Hake an. Sie wird im Jahr 1282 als erste Lehnsträgerin des Falken-
hofes genannt, sie war auch im Besitz der Devesburg am Unland. Einem
anderen Zweig dieser Familie gehörte die Burg an der Hohen Lucht,
welche, wie schon erwähnt, im Jahr 1354 in den Besitz des Bischofs
von Münster überging.


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Quelle: Die Geschichte der Stadt Rheine von Dr. Anton Führer