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                     Der Hof "lutiken Duthumb"
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    Ein altes, verschwundenes Gehöft auf dem Dorenkamp
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In den alten Akten des Stadtarchivs ist die Flurbezeichnung Doren-
kamp nicht nachweisbar. Man hatte für dieses stadteigene Gelände,
ca. 300 Morgen groß, die Bezeichnung: de loge, später die Lauge.
Sowohl früher als auch heute sagt man zu diesem Stadtteil, im Volks-
mund geläufig Dornenkamp oder Dorenkamp.


Zu den ältesten bäuerlichen Siedlungen, die linksseitig der Ems la-
gen und die nun verschwunden sind, rechnet man auch den Hof Dutum
in der Bauerschaft Dutum.


Heimatfreunde sagen über den alten Hof Duthum aus (Hch. Vollmer 1908),
er habe im heutigen Gelände der Bundesbahn gelegen und sei nun ver-
schwunden. Das wird wohl für die Aecker des Hofes zutreffen. Der Hof
selbst lag an der Ecke Breite Straße/Beethovenstraße, dort ist er
jahrhundertelang nachweisbar, bis er im Jahre 1764 den Hofnamen
wechselte, indem ein Landwirt Wewer auf Wadelheim, er nannte sich
Weber, die letzte Dutumb heiratete und damit den alten Hof übernahm,
der im Jahre 1961 aufgelöst wurde.




Urkundlich seit dem Jahre 1329
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Die Abschrift eines alten Pergaments des Klosters Varlar (bei Coesfeld)
die der Heimatfreund Hermann Kettelhack, Lindenstraße, dem Stadtarchiv
freundlichst zur Verfügung stellte, vermittelt uns das Alter des Hofes.
Die Urkunde lautet:


"1329 den 13. 12. Theodorikus, Sohn des Ritters Erponis de Rene ver-
kauft seinem Bruder Hermanno, canonici in Varla und nach dessen Ab-
sterben dem Konvente daselbst für die Abhaltung einer Memoire (Ge-
dächtnismesse) für 12 Mark münsterische Pfennige eine Rente von 1 Mark,
fällig auf St. Martini aus dem Erbe   D u t e n h e m   im   K i r c h-
s p i e l   R e n e. Es siegeln der Vater, Erponis de Rene, und Gos-
winus von Gemene, Ritter."


Es handelt sich hier um die bekannte adelige Dienstmannsfamilie von
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Rene, die auf der Welkinghove upper loge (Lauge) saß. Dieser alte
Hof ging zunächst auf die Familie Grüter über und kam später in
den Besitz des Adelsgeschlechts von Stael zu Sutthausen. Damit
wird nachstehende Notiz aus einer Markenrolle vom Jahre 1469 ver-
ständlich, die da lautet:


"Der Hof Duthum, Domus (Besitzer) Ewert von Dutem, in Duthenhem
war im 14. Jahrhundert der Steinfurter Commende hörig", und ein
Register aus dem 16. Jahrhundert besagt: "van Duetmans (Hof)
zahlt das Missatikum (kirchliche Abgabe) Staels Hof in Reine."
Schon zu Ende des Mittelalters erhält der Hof seine eigene Be-
zeichnung: "dat Lutiken Duthumb", Bauerschaft Duthenhem, gehö-
ret, seit 1353, den heren von Steenforde.




Es war ein ansehnlicher Hof
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Die Viehschätzung des Bischofs von Münster vom Jahre 1534 sagt
über den Hof, den damals ein Johan van Duthum bewirtschaftete,
aus, daß er in seiner Viehhaltung hatte: 5 perde, 4 ossen, 5
koye, 5 reynder, 9 sweyne, 12 schape und noch 8 schape up der
loge (Lauge). Der Bauer hielt 2 Knechte und zahlte an Steuern
5 mark, 2 schillig und 6 deut.


Der 30jährige Krieg, unter dem gerade die umliegenden Bauer-
schaften sehr zu leiden hatten, schlug auch dem alten Hof schwe-
re Wunden; denn im Grundherren-Register vom Jahre 1662 wird der
Hof nicht mehr genannt. Wir dürfen annehmen, daß er in diesem
Krieg zerstört wurde und nur ein Rest, welcher nicht mehr schät-
zungspflichtig war, übrig blieb. Von dieser Zeit an wird der Hof
nicht, wie hergebracht Hof Duthum, sondern Duthums Hütte genannt.
In einem alten Flurbuch steht die Notiz: Papendiek (Eßmeiers
Diek?) bei Dutums Hütte. Papendiek, weil dieses Flurstück dem
Pastorat gehörte. Noch im Jahre 1850 trägt der Pastor ins Kir-
chenbuch ein: gestorben: Heinrich Wewer, 55 Jahre alt, Hüttenbe-
wohner. Namhafte Glieder des Bauerngeschlechts der Duthumbs:
Im Jahre 1780 heiratet ein Herm. Gerh. Duthumb aus Duthumbs
Hütte eine Anna Cath. Diesbanning, gt. Wolters, und übernimmt
den Hof Wolters in Wadelheim. Um die gleiche Zeit saß ein Herm.
Henr. Duthum auf dem alten Hof Schmale, später Cordesmeyer, in
Eschendorf.
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Duthumbs in der Stadt
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Auch in der Stadtgeschichte begegneten wir namhaften Namensträ-
gern dieser Familie, welche wohl alle im alten Hof Duthumb ihre
Wiege hatten. Im Lohnherren-Register aus dem Jahre 1570, das in
niederdeutscher Sprache gesetzt wurde, heißt es auszugsweise:
als Gerd van Duthum mit Wibbe thom Eynhuse (Schulte Einhaus bei
Listrup) seine Bruetverschuß (Hochzeit) feierte, hat er die
städt. Spette und pannen = Bratspieße und -pfannen geliehen und
gibt dafür 6 schillg. Diese Wibbe hat damit die Borgeschup ge-
wonnen und gibt dafür 1 Goltgulden, sie muß dazu einen ledden Emmer
einen ledernen Eimer, für die Brandbekämpfung kaufen und zahlt da-
für 1 Mark.


In den Lohnherrenbüchern von 1573 bis 1604 wird ein M. (Meister)
Hermen van Duthum, ein Schmied, genannt, der in städt. Diensten
stand; gerekent met Herm. v. D., desß stadeß smit, also dat he
dir iar (1573) der sat afferdeinet hefft, nemtlick 43 mark, 3
schillg. Vom Jahre 1604 - 1633 war ein Bernard van Duthum Gold-
schmied in der Stadt.


Eine Schatzung vom Jahre 1664 meldet folgende Notiz: Herm. van
Duthum verstorben und die Kinder verarmet. Es müssen wohl die
Kinder von Duthums Hütte gewesen sein; denn im Jahre 1678 heißt
es: Duthums Erbe, wüst vacat = unbesetzt.




Familienkundliches der Wewers
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Bekannt ist, daß im Jahre 1764 ein Joan Wewer, er nannte sich je-
doch Weber, aus der Bauerschaft Wadelheim, die letzte Duthum aus
Duthums Hütte ehelichte. Er war der 2. Sohn der Eheleute Bauer Jo-
han Wefer. Es heißt darüber urkundlich, geb. 1744, Joan Gerdt, El-
tern: Johan Wefer und Frau Maria Schraer. Die Trauurkunde des in den
Hof Einheiratenden lautet getraut: 1764: Joan Wever und Christina
Elis. Dutumb. Der Hofbesitzer aus der 2. Generation der Wewers war
ein Joan Wewers. Seine Trauurkunde sagt aus: getraut: 1797: Joan
Bernd Wewers und Anna Marg. Willers.
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Es handelt sich bei dem Vorstehenden um eine bei solchen Fällen
oft vorgekommene Namensverwechslung, hervorgerufen aus Hörfehlern
bei den Eintragenden. Sie sind angesichts der Tatsache, daß von
den genannten Pateien wohl keiner des Schreibens und Lesens kun-
dig war, verständlich.