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                      Winnemöller in Wadelheim
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In seiner Festschrift zur 100-Jahrfeier brachte der Schützenverein
Wadelheim ein Bild von einem alten Bauernhof und bezeichnete ihn als
den ältesten Hof der Bauerschaft. Es handelt sich hier um den alten
Hof Winnemöller, der nun seit 1951 von dem Landwirt Nacke aus Heek
(Kreis Ahaus) bewirtschaftet wird. Gewiß ist dieses an wechselvoller
Geschichte reiche Anwesen sehr alt, in seinen ersten Anfängen wurde
es mit "de wyndemoller" bezeichnet, doch reicht es an das Alter
mehrerer Höfe in Wadelheim nicht heran.

In der Willkommschatzung für den Bischof von Münster, Konrad von
Rietberg, die bei seinem Regierungsantritt im Jahre 1497 verfertigt
wurde, finden wir auch Namen, die sich auf die alten Bauernhöfe in
Wadelheim beziehen. So zahlten "de wyndemoller" acht schilling, de
Schulte von Wadelheim sieben, de schurmeyger und Bernt Rost (Rostes-
hus) je sechs schilling Steuer. Im Jahre 1534 ließ Bischof Franz von
Waldeck im Oberstift Münster eine Viehschatzung durchführen. Dieser
können wir entnehmen, daß der Hof wyndemoller in seinen Ställen hatte:
sieben Pferde, vier Ochsen, sechs Kühe, zehn Rinder, zehn Schafe,
fünf Schweine, sechs Ferkel, außerdem hatte er vier Bienenvölker.
Die zu zahlende Steuer belief sich auf acht mark, sieben schillg. und
sieben pfennig. Bei der Viehhaltung fällt auf, daß der Hof für Spann-
dienste beim adeligen Haus Ripperda viele Pferde bereithalten mußte.
Für den Ackerbau werden wohl die vier Ochsen gereicht haben.


Von Eigenhörigkeit stark bedrückt
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Der Grundherr dieses Hofes war von Anfang an bis zum Übergang in
freies Eigentum das freiadelige Haus Ripperda ton Venthehus (Venhaus),
zuletzt in Besitz des Freiherrn von Landsberg-Steinfurt. Im Jahre 1400
ist von einem Häuptling Unico von Ripperda in Farsum (Friesland) die
Rede. Aus alten Heberegistern können wir schließen, daß drei Jahr-
hunderte lang der Hof den gleichen Blutfaden hatte. Aber nicht ein

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Winnemöller löste das Hörigkeitsverhältnis zum Hause Ripperda
mit Eigentumsrecht ab. Das war ein anderer Besitzer. Wir lernen
ihn kennen in einer Urkunde aus dem Jahre 1804, in welcher der
Grundherr letztmalig seine überkommenen Feudalrechte seinen
Eigentumshörigen präsentiert. Auszugsweise heißt es dort:

"Ich, Franz Engelbert Frh. von Landsberg, Herr zu Steinfurt,
Venhaus, Amelsbüren, Ostenbeck, Welgendorf, Ringenstall, Niederhof,
Enkebora und Echthaus, tun kund und bezeugen, daß mein in der
Bauerschaft Wadelheim belegenes Winnemöllers Erbe mit allen dazu
gehörigen Pertinenzien auf Abstand des jetzigen Zellers Franz
Winnemöller und dessen einziger Tochter und ihres Bräutigam Henrich
Deiters, freien Standes, aus der Hovesaat Bentlage, so sich an uns
eigengegeben, auf ihrer Lebenslang nach Eigentumsrecht eingetan
habe."

Am 13.08.1838 begann ein neuer Abschnitt in der Hofgeschichte. An
diesem Tage heißt es, daß die Eheleute Johann Henrich Deiters,
jetziger Colon Winnemöller und Adelheid, geb. Winnemöller u. Colon
Bernd Georg Winnemöller haben das Colonat nach dem Gewinnbrief vom
Jahre 1804 von ihrer damaligen Gutsherrschaft nach Eigentumsrechten
gewonnen.


Wechselvolles Schicksal
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Bis dahin hatten der Hof und seine Bewohner viel erleben müssen. Wie
viele Höfe, ist auch der Hof Winnemöller durch die Kriege, die im
Münsterland stattfanden, oft niedergebrannt und verwüstet worden.
In der Hausschatzung vom Jahre 1679 wird der alte Hof mit "ob in
opiam", als verarmt, bezeichnet. Das hatte zur Folge, daß sein Be-
sitzer Heinrich W. sich auf dem Nachbarhof Runge (1469 hoff rungen)
als Heuermann verdingte; denn dieser Hof war in der erwähnten
Schatzung als "vacat", als unbesetzt, ausgewiesen.


Aus dem schon erwähnten Gewinnbrief vom Jahre 1804 waren die guts-
herrlichen Rechte und die sich daraus ergebenden Pächte zu ersehen.
Als Pacht galt: Sechs Malter Gerste, sechs Malter Hafer, ein fettes
Schwein und sechs Reichstaler Dienstgeld.

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Nach einer Verordnung vom Jahre 1820 wurde diese Naturalpacht für
jährlich und für immer in 38 Reichstaler Geldpacht umgewandelt.

Für den Fall jedoch, daß sich der Bauer freikaufen wollte, sollte
die Freikaufssumme nach der alten Naturalpacht bestimmt werden,
was vom Frh. von Landsberg im Jahre 1816 angemeldet war.


Man setzte sich kleiner
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Laut des ersten Katasterauszuges war dieser Hof als Gut Winnemöller
mit einer Größe von 165 Morgen ausgewiesen. Beackert wurden 75 Morgen,
an Holzbestand waren drei Morgen und an Heide und Oedland 65 Morgen
verzeichnet. Auf dem Hofgelände stand neben dem Bauernhaus Nr. 6
das Heuerhaus Nr. 6 a, das im Jahre 1872 abgebrochen wurde. Es war
lange Zeit vom Kötter Bernd Mersmann, später Wadelheim Nr. 62, be-
wohnt.


Oben auf dem Berg, über den sich das Oedland erstreckte, lag der zum
Hof gehörige Kalkofen. Die Schafflur lag auf den heutigen Flugplatz
bei der (Schop-) hütte. Zur Geschichte der Wadelheimer Kalköfen wis-
sen wir, daß im Jahre 1810 der Schulte Wadelheim, zu dem später der
Bauer Runge als Mitbesitzer stieß, den ersten Ofen anlegte. Diesem
folgte im Jahre 1820 ein Ofen vom Bauern Winnemöller. Dessen ältester
Sohn heiratete auf den Nachbarhof Wewer ein und wurde damit der
Stammvater der Linie Winnemöller-Wewer. Auch kam damit der Kalkofen
zu Wewers Erbe, der um die Jahrhundertwende von den fünf Wadelheimer
Oefen der leistungsfähigste war. Er wurde später vom Kalkwerk Breck-
weg übernommen.


Auf dem Hof keine Seide gesponnen
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Betrachtet man die bis zur letzten Jahrhundertwende vorgenommenen
Landverkäufe, dazu die Darlehen, die man aufgenommen hatte, so kommt
man zur Feststellung, daß die Rentabilität des alten Hofes nicht
immer gesichert war. Aus den verkauften Ländereien entstanden neue
Gehöfte bzw. alte wurden vergrößert. So stammt das Gelände "in de
Kämpe" vom Hof Winnemöller. Im Jahre 1867 kauften Ackerstücke Bd.

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Willers Nr. 38; Colon Wewer Nr. 9; Frz. Runge Nr. 27; Kötter König
aus Landersum, 1871 Verkäufe an Wewer, Haar und Backmann und 1872
an Beckmann Nr. 20. Am 23.3.1881 hatte die Witwe Elisabeth Winne-
möller geb. Hönekamp aus Hauenhorst noch 96 Morgen. Nachdem noch
der Flugplatz seinen Tribut forderte, blieben 60 Morgen übrig.
Als im Jahre 1884 die Witwe Winnemöller starb, übernahmen Joh.Hch.
Hilbers aus Dreierwalde und Josephine geb. Winnemöller den Hof.
Das Eheglück dieser beiden währte nicht lange.

Als der Bauer Hilbers plötzlich verschied, übernahm 1890 durch
Kauf ein Brinker-Gebker aus Landersum den Besitz. Die Witwe Hilbers
zog mit ihren Kindern in die Stadt, wo sie im Steiermannschen Hause
(Ecke Augustastraße) einen kleinen Krämerladen betrieb. Später
heiratete sie den Gärtner Grote.

Die mächtigen Eichen und Buchen, die den Hof säumten, mußten für den
Flugbetrieb geschlagen werden. Auch sind nach den Worten des jetzigen
Hofbesitzers die Tage des alten Bauernhauses, dessen Ständer und
Balken schon dem früheren Hause dienten, gezählt. Bleibt noch die
älteste Zeugin des Hofes, die Zehntscheuer, ein Zeugnis alter Zimmer-
mannarbeit, denn sie wurde nur von Hand gesägten Bohlen und Brettern
errichtet, die für den Grundherrn das nun erloschene Geschlecht der
Ripperdas von Venhaus errichtet wurde. Sie könnte uns viel erzählen
von den Generationen der Winnemöllers, die hier ein- und ausgingen.
                         -.-



Quellen: Stadtarchiv im Falkenhof
         Akten des alten Hofes
         akten des Domkapitels
         Chronik der Wadelheimer Schule