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                Ja das Schreiben und das Lesen ...
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           Wie in früheren Zeiten Familiennamen oft unabsicht-
                      lich geändert wurden


Seit langer Zeit ist die Genealogie, das Wissen um den stammes-
mäßigen Zusammenhang der Menschen und ihrer Familien, eine lohnen-
de Aufgabe vieler Familienforscher. So mancher Bürger weist mit
Stolz darauf hin, daß er seine Ahnen bis ins 17., ja 16. Jahr-
hundert nachzuweisen in der Lage ist.

Jedoch darf amn hierbei nicht übersehen, daß das Studium der Ur-
kunden- und Kirchenbücher, der Hebe- und Schatzungsregister, oft
recht schwierig ist; der hofgeschichtliche Bericht über Familie
und Hofstätte der Stegemanns in Bentlage hat erfreulicherweise
daran interessierte Kreise auf den Plan gerufen. Während die
Familie sagt, sie heiße Stiegemann, sagt und bleibt die For-
schung, urkundlich belegt, beim Namen Stegemann.


Eintragungen nicht hieb- und stichfest
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Bei Betrachtung dieser Dinge müssen wir uns in jene Zeit zurück-
versetzen, in der der Bürger und Bauer weder lesen noch schreiben
konnte, und der Geistliche, welcher Geburt und Taufe ins Kirchen-
buch einzutragen hatte, sich dabei auf sein Gehör und auf seine
Personenkenntnis verlassen hat. Bei der geringen Einwohnerzahl
kannte der Pastor fast alle Kirchspielseingesessenen. Der in
seine Pfarrstube eintretende Bauer war der Lau, Laubuer, Laubernd,
der Laumann, der Lauhues, kurz gesagt, es war der Lau. Oft wurde
der Name aus dem Gedächtnis niedergeschrieben oder aber auch so,
wie der Eintragende, angesichts des damaligen Bildungsstandes der
Geistlichen, den Namen am besten schreiben konnte.

So treten uns bei dem großen Familiengeschlecht der Ross, das in
fast allen Bauerschaften ansässig war, Namensvarianten wie Ros,
Roß, Rost, Rosz und Rosh entgegen, und dabei handelt es sich allein
um die Familie Ross, deren Wiege in Wadelheim gestanden hat.

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Steggemans kamen aus Catenhorn
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Die Verhältnisse um die alte Familie Stegemann sind gleich ge-
lagert. Die ersten Stegemanns sind Stegemanns in Catenhorn Nr.
3. Ihr Hof diente im Jahre 1488 der Fundation des kurz vorher
gegründeten neuen Hospitals. Mit Gewißheit ist anzunehmen, daß
alle Stegemanns diesem Catenhorner Hof entstammen.

Der erste Stegemann jedoch, der im Jahre 1789 in den Heuerhof
Laugen in Bentlage einzog, war ein Joan Gerd Stegemann, geb.
1753 als Sohn der Eheleute Johan Steggeman und Ehefrau Elisa-
beth Schnippe in Catenhorn Nr. 23 (Schnippen Hof). Er ehelich-
te 1789 als Joan Gerd Stegeman eine Adelheid Kösters und starb
im Jahr 1813, 60jährig, als ein Joan Gerd Stiegemann, was aus
einer Falscheintragung beruht; denn seine Geburts- und Trau-
urkunden lauten einwandfrei auf Steggeman und Stegeman. Die
Frau des Stegemann starb im Jahre 1814 als Vidua = Witwe, eben-
falls 60 Jahre alt.


Blick in eine Familiengeschichte
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Ein Beispiel der veränderten Schreibweisen der Haus- bzw. Hof-
namen, das zum Nachdenken über die Schwierigkeiten in der Familien-
forschung anregt, liefert uns die Bauernfamilie Cordes aus Eschen-
dorf, die wahrscheinlich um das Jahr 1730 ausstarb; denn von da
ab wird sie in den Registern nicht mehr genannt.

So wurde im Jahre 1708 ein Gerelt (Gerd) Cordes mit einer Marga-
retha Leiffering ehelich verbunden. Im nächsten Jahr wurde der
erste Sohn Joan Gerdt geboren und die Ehefrau und Mutter als eine
Greite Leiffkers, 1713 bei der Tochter Anna Maria als eine Greit
Leifferding und 1720 beim Sohn Lucas als eine Margaretha thor Lei-
fing eingetragen. Bei allen diesen Eintragungen handelt es sich
um ein und dieselbe Ehefrau, es war die Greite Leiffkers aus Lan-
dersum.

Es war unnötig, daß der eintragende Geistliche, Kaplan oder Küster
dem Bauern Cordes die Geburtsnotizen zur Kontrolle vorlegte; denn
der Gerd Cordes konnte weder lesen noch schreiben.