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                        Ein alter Gewinnschein
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                     Neuer Mann auf Scheipers Hof
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Im Mittelalter wurden viele Hospitäler und Wohltätigkeitsan-
stalten dem hl. Geist gewidmet. Man darf wohl sagen, daß einer
der Glanzpunkte unseres mittelalterlichen, städtischen Gemein-
wesens der große Wohltätigkeitssinn war. Die Stifter des alten
Hospitals zum hl. Geist waren im Jahr 1448 Gerdt Kremer und
seine Frau Gese. In späteren Jahren ist nicht mehr vom Hospi-
tal die Rede, sondern nur von den haussitzenden oder gemeinen
Armen in Rheine.




Zu dem umfangreichen Grundbesitz, wie Erben (Höfe) und Lände-
reien, gehörte auch der Bauernhof Scheipers in Wadelheim, der
lt. Gewinnschein vom Jahre 1661 in andere Hände übergehen sollte.
Die Urkunde darüber lautet auszugsweise wie folgt:


"Anno 1691, den 27. January, erschien vor Herrn Burgemeister
Beckering, Herrn Rathsherren Kerkering und Berteling, alß
Provisioren der Gemeinen Armen, Hermen Roloingmeyers, gegenwärti-
ger Zeller auf Roloingmeyers Brinkliggerey in der Baurschaft Wa-
delheim gelegen, mit Gerdt Bruning auß der Baurschaft Dutumb
bürtig, nach deß besagten Gerdt Bruning Vorhabens, mit deß al-
ten Hermen Roloingmeyers eltester Tochter Alheidt sich zu ver-
heyraten und sich deß alten Brinkliggers anzunehmen, deshalben
dan die Erbwinnung so dieselbe von Burgemeister und Rath ver-
langt worden/ mit Einschluß (Einwilligung) desß Vatters, so
wall alß Ruckstendig Pachtgeld und plechten (fordern) mit Belie-
ben (Einverständnis) Herrn Pastoris Platen und Herrn Burgemeister
Kotters auß sicheren Ursachen eins für alle für 18 Reichsthaler,
sage achtzehn Rtlr. dergestalt gelassen, daß er, Gerdt Bruning,
Jahrlichs in termino Martini im Jahre 1691 drey Reichstahler be-
zahlen solle, alß in termino 1692 drey Rtlr. und so verfolglich
Jahrlichs drey Rtlr. entrichten solle.




Dan ist verglichen, daß der Vatter die Leibzucht bewohnen mit sei-
nen Kindern und neben deß gantzen Garten fünf Scheffel Land, im
Kampe gelegen unterhaben solle und pfalß der Vatter versterben

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würde, verspricht Gerdt Bruning mit seiner Zukünftigen die Kin-
der nach gebürtiger Weise mit Kost und Kleidern zu verpflegen,
biß daß sie dan bequem anderen Leuthen zu dienen, auch die-
selben, phalß er darvon kohmen könne eines jeder eine Kuhe
und ein Bette mit Zubehör zu geben, wann der Bräutigam aber ver-
sterben würde ohne Leiberben, solle daßelbe, waß der (Hauß) Stette
(ein) bringet und so an Gewinn verplieben, solle dessen Mutter
Zeit ihres Lebens an der Stette (auf dem Hof) mit Kost und Klei-
dern verpflegt werden auch ihm, Gerdt Bruning, freystehen, nach
Absterben seiner Zukünftigen an ein andere Person sich zu ver-
heiraten: nach Absterben deß Vatters aber solle deßen Frau mit
ihren Stifkindern die Leibzucht mit deß halben Garten gebrauchen.




actum in cedibus Kerkerings, präsentibus Schürmeyer (Wadelh.) und
Gerdt Leiferks (Landersum) alß beyderseits Verwandten




                                   Engelb. Lantzing, Sekr."




Das Alteste vom alten Hof Scheipers, der in alten Listen immer
als Scheiper, Schäper erscheint, finden wir vor genau 300 Jahren
in der Kirchspielschatzung v. 1669, der Bauer wird dort als Land-
schütze verzeichnet. Im Jahr 1678 ist er ein Brinksitter ohne
Pferde, 1741 hat er einen Heuermann mit Namen Joan Roß.




Heute ist der hart an der Flugplatzgrenze liegende Hof im Besitz
der Bundesvermögensstelle und wird vom Bauer Josef Laumann bewirt-
schaftet.




Die Höfe des Alten Hospitals lagen in Elte, Schotthock, Hauenhorst,
Catenhorn, Dreierwalde, Hörstel und Saerbeck-Dorf, sie gingen alle
in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts in freies Eigen-
tum der Bewirtschafter über.