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Der Kotten Runge am Salzweg
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Wenn wir uns mit der Hofgeschichte des Kottens Runge, Salzweg 100,
befassen wollen, müssen wir weit in die Geschichte der Bauerschaft
Wadelheim zurückgreifen. Auf den alten Flurkarten der Jahre 1827
und 1842 lesen wir, gebietlich gesehen, anstelle des Hofnamens Run-
ge den Namen Winkelhaus. Dieses Gut Winkelhaus finden wir, als sol-
ches bezeichnet, in der Liste der Pertinenzien (Gebiets-, Ackertei-
le) des alten Bauernhofes Wiesmann in Wadelheim. In den Kirchenbü-
chern sind wohl Träger dieses Namens aus dem Stadtgebiet verzeich-
net, nicht aber solche für die Schleupe oder gar Wadelheim.
So steht fest, daß der Hofname Winkelhaus nichts mit den derzeitigen
Familien der Hofinhaber zu tun hatte. Also daß von altersher der Hof-
name Winkelhaus eine ehemalige Heuerstelle bezeichnete. Im Jahre
1832 verkauft der Leutnant Arnold Meyer das Colonat Wiesmann in Wa-
delheim, das ihm, wie er im Jahre 1820 vor Gericht erklärt, als Mit-
erben seiner Eltern mit dem Colonat Richters in Landersum zugefallen
sei und daß ihm nun über dasselbe ein uneingeschränktes Eigentumsrecht
zustehe.
Der Verkäufer war der Leutnant der großherzoglich bergischen Trup-
pen in der Stadt, Arnold Meyer, der unverehelicht im Jahre 1838 im
Alter von 50 Jahren starb. Ihm gehörten, laut einer Steuerliste aus
dem Jahre 1798, die Bauernerben Wiesmann in Wadelheim, Richters in
Landersum, Leugers in Catenhorn, Wiler (Später Jörling) a. d.
Schleupe und Hesphing in Mesum. Der Käufer des Colonats Wiesmann
war der Ackersmann und Gärtner Joh. Gerh. Horstmann von der Schleu-
pe, Bauerschaft Bentlage, verheiratet mit Anna Maria Bertker aus
Altenrheine.

Zur Zeit, als das Colonat W. in das freie Eigentum des Joh. Gerh.
Horstmann überging, waren von den im Jahre 1798 registrierten 8
Heuerstellen, noch drei in Diensten des Colonats, es waren folgen-
de Kotten, die alle die Grundnummer des Hofes = Wadelheim Nr. 15
hatten:

Kotten Brüning  Nr. 15 c, er lag zwischen Hof Scheipers und Hof
                          Bergmann (heute Stapper) und ist nun ver-
                          schwunden;

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Kotten Schroers  Nr. 15 h, heute Kösters, er liegt dem Gut Winkelhaus
                           gegenüber;

Kotten Winkelhaus Nr. 15 i, mit Schoppen, heute Runge, dazu die Leib-
                            zucht des alten Hofes.

Es ist uns überliefert, daß der Gärtner Horstmann von der Schleupe
ein guter Bekannter des damaligen Pastors Dr. Anton Bispink war.
Dieser riet dem Horstmann, die Heuerstellen, die nichts mehr ein-
brächten, zu verkaufen. So standen - wie schon angeführt - von 8
Heuerstellen noch 3 zur Veräußerung.

Der Kotten Brüning wurde abgebrochen und die zum Kotten gehörenden
Ländereien vom Hof eingezogen, den Kotten Schroer kaufte Kötter Bern.
Haar, das Gut Winkelhaus nebst Schoppen erwarb 1837 der Amtsvogt Sette-
meyer in Plantlünne. Bewirtschafter war zu der Zeit der Schuhmacher
Henrich Kolkmann, der das Gut kaufte, um es bald darauf an den Tage-
löhner Herm. Huesmann und Frau Catharina, geb. Roß, zu verkaufen.

Im Jahre 1848 kaufte der Kötter Huesmann von den Geschwistern Pohlmann
in Bentlage die Ackerstücke Flur 8/10 auf dem Thieberg. Im Jahr 1852
verstirbt der Kötter Huesmann, er hinterläßt Frau und zwei minorenne
Kinder, für die der Colon Wewer in Wadelheim und Kötter Huesmann in
Altenrheine zu Vormündern bestellt werden.

Der Kötter Franz Runge übernimmt im selben Jahr, 1852, das Gut Win-
kelhaus. Er erwirbt es von der W./W. Gastwirt Mathias Hölscher, sie
ist eine geborene Mense, für 375 Taler.

Im Jahre 1892 übertragen Franz Runge und Frau Anna geb. Janning dem
ehelichen Sohn Hermann, Ackersmann in Wadelheim, den elterlichen Hof.
Der Übernehmer verpflichtet sich, seine Schwester Theresia gebührend
abzufinden.

Der Kötter Franz Runge verstarb im Jahre 1903, 86 Jahre alt. Er war
verheiratet mit Anna geb. Janning, und Sohn der Eheleute Fuhrmann
Bernard Runge und Ehefrau Elisabeth, geb. Schulte-Wadelheim.

Im Jahre 1904 verstarb Anna Runge, geb. Jörling, gt. Ivanning, 75
Jahre alt, sie war die Tochter des Colonen Bernard Jöhrling, gt.
Ivanning in Neuenkirchen, sie war zuletzt wohnhaft in Bentlage.